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Das Dilemma einer Aus- und Fortbildungsplanung

Ein ständig wiederkehrendes Argument in der Diskussion, ist die Notwendigkeit der Planung von Bildung. Sowohl in Gewerkschaftskreisen, als auch in politisch links beheimateten Parteien, werden die vergangenen Strukturkrisen - Montanindustrie und Werften - einer mangelnden Planung angelastet. Durch planvolle Qualifikationslenkung hofft man in Zukunft Arbeitslosigkeit aufgrund von $\gg$falscher$\ll$ Qualifikation ausschließen zu können. "Die in einer Region (Stadt oder Landkreis) tätigen Kammern (zuständigen Stellen) schließen sich zu Arbeitsgemeinschaften zusammen mit dem Ziel, die regionale Berufsbildung zu planen"179 In der Vergangenheit hat sich gezeigt, daß die $\gg$modernen Berufe$\ll$ von heute die Fehlqualifikationen von morgen sind. Es muß also die Ausbildung von Zukunftsberufen geplant werden. Solche Vorhaben sind jedoch problematisch. - Präadaptionen technischer und sozialer Entwicklungen können bestenfalls zufällig auftreten! Plan- und institutionalisierbar sind sie in keinem Fall. "Außerdem werden neue Technologien in der Regel weder mit dem Zeitpunkt ihres Entstehens noch zum Zeitpunkt der ersten Anwendung und allmählichen Verbreitung in der beruflichen Erstausbildung berücksichtigt. Das Bildungssystem, in dessen Rahmen die berufliche Erstausbildung stattfindet, reagiert mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung auf die von neuen Technologien ausgehenden Qualifikationsveränderungen. Neue Technologien können oft erst dann in Unternehmen eingesetzt werden, wenn durch Weiterbildung die benötigten Qualifikationen vermittelt wurden. In der Phase der Durchsetzung und Ausbreitung neuer Technologien können entsprechend qualifizierte Kräfte nur selten über den Arbeitsmarkt gewonnen werden."180
Die vom BIBB in Zusammenarbeit mit den Tarifpartnern aktualisierten Ausbildungsberufe bzw die in Zusammenarbeit mit IHK bzw HK aktualisierten Ausbildungsordnungen hinken zwangsläufig stets der technischen Entwicklung hinterher, daher Weiterbildungs-Zwang, und Trend (wahrscheinlich) zugunsten theoretischen Wissens in der Berufsausbildung. Die zunehmend komplexer werdenden Anlagen und Instrumente verhindern vielfach bereits, vornehmlich in modern produzierenden Branchen, die bislang vorherrschende Ausbildung durch Arbeit und am Arbeitsplatz. Ein weiterer schwerwiegender Indikator für eine zukünftig stärker theoretisch- grundlagenorientierte Ausbildung, ist in dem Einwirken von Informationstechnologie auf die Ausgestaltung von Arbeitsabläufen und Arbeitsplätzen zu erkennen. "Ein stärkerer Durchdringungsgrad der EDV-Systeme führt nun dazu, daß immer mehr Arbeitsabläufe innerhalb der Fachabteilungen EDV-technisch unterstützt und in Programmstrukturen abgebildet werden." Dies bedeutet, daß "überkommene Regelungen durch die Entwicklung von on-line-Systemen zur Diskussion gestellt- d.h. bezüglich Effizienz und Effektivität fragwürdig" werden "da Abläufe nun immer häufiger situativ und $\gg$vor Ort$\ll$ offengelegt und systematisch beschrieben und gegebenenfalls diskutiert werden müssen."181 Um eine solche Diskussion führen zu können, ist das dazu erforderliche Wissen, ist die Fähigkeit zu abstraktem Denken erforderlich, aber reichen solche Erkenntnisse aus, um Bildung zu planen ?



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Matthias Steppuhn 2003-07-05